Achtung vor billigen Pinienkernen

Achtung vor billigen Pinienkernen

Pinienkerne sind eine wichtige Zutat in meiner Küche, vor allem für meine Lieblingssorte preisgekrönter (indeed) Fleischlaberl – Rezept hier. Leider sind die Kerne ziemlich teuer. Mittlerweile gibt auch billigere Kerne, eine etwas andere Sorte, meist aus China oder Pakistan. Die lasse ich aber lieber liegen, denn Pinienkerne müssen einfach teuer sein, wenn ihr euer Gericht damit verfeinern wollt. Warum?

Was unterscheidet DIE BEIDEN PinienkernSORTEN?

Es geht nicht um gesundheitliche Bedenken, sondern einfach um Geschmack. Das Herkunftsland muss auf der Packung nicht immer angegeben werden, daher hier ein paar Tipps, wie ihr die guten von den schlechten unterscheidet (die schlechten sind übrigens immer noch teuer, wenn auch etwas billiger, und damit wirklich rausgeschmissenes Geld).

  • Aroma: Bei Pinienkernen aus dem Osten, z.B. China oder Pakistan handelt es sich um eine andere Sorte, die niedriger wächst und jedes Jahr geerntet werden kann, darum sind sie billiger. Das Aroma lässt leider zu wünschen übrig, ebenso die Reinheit, oft schmecken sie ranzig.Asiatische Ware wird eingeweicht, dann geschält, dann getrocknet, darunter leidet das Aroma. Die Mittelmeersorte ist so aromatisch, dass man eben auch mit einer kleinen Menge große Freude hat: der typisch harzige Geschmack und die feine Konsistenz veredeln selbst einfache Gerichte mit einer besondere Note. Der Unterschied ist wirklich eklatant.
  • Optik (siehe Bildvergleich)Die guten Kerne der Mittelmeerkiefer kommen aus Italien, der Türkei oder Spanien. Sie sind länglich und hell. Die asiatische Sorte ist eher dreieckig. Auch die dunklere Spitze weist auf minderwertige Qualität hin.
  • Konsistenz: Die Mittelmeer-Pinienkerne sind viel feiner, cremiger.
  • Verträglichkeit: Da asiatische Ware oft in der Qualität beeinträchtigt ist, kann es sein, dass das Fett bereits beim Kauf ranzig ist, das schmeckt nicht nur komisch, sondern liegt auch schwer im Magen.
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Oben ein Pinienkern aus der Mittelmeerregion (Sizilien) unten die Billigsorte aus China

WARUM SIND gute PINIENKERNE SO TEUER?

  • Vorweg: “Billigware” ist für die asiatischen Kerne eigentlich auch der falsche Ausdruck, weil sie zwar günstiger als die guten, aber immer noch relativ teuer sind. Also doppelt blödsinnig, diese zu kaufen.
  • Pinienkerne gibt es bis auf sehr wenige, für Endkonsumenten unbedeutende Ausnahmen nur aus Wildernte. Diese Ernte, die immer noch von Hand erfolgt, ist sehr aufwendig und auch gefährlich, weil die Pinienzapfen in den Baumkronen in ca. 20-30 m Höhe in schwer zugänglichen Wäldern wachsen.
  • Die Mittelmeerkiefern wachsen äußerst langsam. Frühestens nach 15, eher nach 20 Jahren lohnt sich eine Ernte. Aufgrund der langen Reifezeit kann nur alle drei Jahre geerntet werden.
  • Die Weiterverarbeitung ist ebenso mühsam und langwierig, weil die Kerne fest unter den Schuppen der Zapfen sitzen. Zunächst müssen diese 40-50 Tage an der freien Luft trocknen, dann erst können die Kerne herausgeklopft werden. Sie sind dann immer noch von einer harten Schale und einer Haut umgeben, beides muss entfernt werden. Auch beim Verlesen ist Handarbeit gefordert.
  • Aufgrund der langen Reifezeit kann nur alle drei Jahre geerntet werden.
  • Der Output pro Baum sind nur ca. 10-15 kg Pinienkerne jährlich.
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Die guten Pinienkerne

Kostbar und leicht verderblich

Nicht umsonst gibt es Pinienkerne in so kleinen Säckchen: Erstens, weil selbst geringe Mengen teuer sind (100 g ca. 10 EUR) und zweitens, weil sie einmal geöffnet schnell ranzig werden. Am besten braucht ihr sie rasch auf (dauert bei mir ohnehin nie lange), zur Lagerung gebe ich sie in einem Schraubglas in den Kühlschrank, dann halten sie bedenkenlos einige Wochen.

Auch bei Pesto sind Pinienkerne ein Qualitätsmerkmal

Am beliebtesten sind Pinienkerne wohl als Topping auf Salaten und als Zutat im Pesto. Billigpesto wird stattdessen oft mit Cashewnüssen hergestellt, achtet hier auf die Zutatenlisten! In echtes Pesto Genovese gehören unbedingt Pinienkerne. Massenware beinhaltet diese selten. Aber selbst, wenn Pinienkerne enthalten sind, ist die Chance groß, dass es sich um die minderwertige Sorte handelt, daher mache ich Pesto am liebsten selbst.

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Die weniger guten Pinienkerne

Wie ich Pinienkerne verwende

Ich mische Pinienkerne liebend gerne in meine orientalisch gewürzten Fleischlaberl/Fleischbällchen/Burger. Damit habe ich nicht nur meine Arbeitskollegen beim Weihnachtsfeierbuffet begeistert, sondern 2014 sogar einen Kochwettbewerb gewonnen. Das Rezept dazu findet ihr hier, für diese Mischung habe ich viel experimentiert, sie wurde zu einem meiner liebsten Fleischgerichte. Egal wo ich sie verwende, röste ich Pinienkerne immer goldbraun an, um das volle Aroma herauszuholen. Das gelingt am besten ohne Fett  in einer Pfanne, ohne sie aus den Augen zu lassen

Teuer ist zwar nicht immer besser,  aber im Fall von Pinienkernen macht man große Abstriche beim Genuss, wenn man Billigware kauft. Ich verwende sie deshalb lieber seltener und sparsamer, dafür mit vollem Aroma in bester Qualität. Der hohe Preis ist auf Grund der Herstellung jedenfalls gerechtfertigt.

DSC_6107Die köstlichsten Pinienkerne, die ich bisher kenne, sind jene im Bild. Die Firma heißt Lemberona, die Marke Pearls of Samarkand und ist in vielen Supermärkten erhältlich, jedenfalls Billa und Merkur. Obendrein sind sie auch noch fairtrade- und biozertifiziert, insofern zwar echt teuer aber jeden Cent wert!.

PS: Dieses Posting ist keine Zusammenarbeit mit der Marke, ich bekomme gar nichts dafür.

 

3 thoughts on “Achtung vor billigen Pinienkernen

  1. Hallo! Bin erst heute auf diesen Beitrag (und deinen Blog) gestoßen, da ich wegen Pinienkernen bei Merkur geforscht habe. Finde den Beitrag übrigens toll. Ich schwöre auch auf die gleiche Marke wie du, habe jedoch festgestellt, dass zumindest in meiner Umgebung (3. Bezirk) diese Kerne nicht mehr erhältlich sind, stattdessen nur die „Billigen“ aus der Backabteilung. Geht es dir auch so oder ist das nur ein Einzelfall bei meinem Markt? Würde mich interessieren, ob man der Marke treu bleiben kann oder ob du im Falle einer Auflösung eine gute Alternative empfehlen kannst.

    Wünsch dir noch ein schönes Wochenende! Liebe Grüße, Katrin

  2. Finde gut, dass hier darauf hingewiesen wird. Zur Verträglichkeit kann ich sogar noch mehr sagen: Vor ein paar Jahren habe ich ein Pastagericht, welches ich mit den günstigen Pinienkernen herstellte, am Abend gegessen. Am Abend des nächsten Tages stellte sich ein metallischer Geschmack im Mund ein, der es unerträglich machte, auch nur ein Glas Wasser zu trinken. Alles (Essen und Getränke) schmeckte bitter und ich konnte das Phänomen zuerst gar nicht mit den billigen Pinienkernen in Verbindung bringen. Nach Recherchen im Internet kam ich allerdings darauf. Wie ich grade nochmal nachgelesen habe, gilt diese “Vergiftung der Geschmacksnerven” (so fühlte es sich jedenfalls an) nicht als erwiesen, obwohl schon viele Betroffene das gleiche Problem beschrieben haben. Zum Glück war das Ganze nach ca. einer Woche vorbei, aber seitdem würde ich nie wieder dir günstigen Pinienkerne kaufen.

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